Wenn ich so im Netz umher stöbere ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich mir denke, ach wie schön und wieso kann es bei mir nicht so schön sein? Wenn ich die Schönheitsideale von heute anschaue, hadere ich immer wieder mit mir und meinem Körper. Mit den Schwangerschaftsstreifen, den viel zu klein geratenen Brüsten, den nicht so schönen Füßen, die Beine mit den viel zu dicken Kniegelenken, die Aufzählung lässt sich beliebig erweitern. An manchen Tagen sind es die Haare, die Haut, die Falten, usw. Eigentlich finde ich mich gar nicht hässlich. An sich habe ich auch noch von keinem anderen gehört, dass ich hässlich wäre. Nein, es ist die innere Stimme, die mich mit der heilen Social Media Welt vergleichen lässt. An guten Tagen ist mir diese Stimme herzlich egal und ich denke mir nichts schlechtes über mich. Aber die Tage, an denen es ohnehin schon schwer ist, stressig ist, mich Sorgen plagen oder es einfach zu viel wird, dann wird sie laut die Stimme in mir, die mir weis machen will: "Du bist nicht gut so wie du bist!"
Ich weiß, vielen Frauen und auch Männern ( Schönheitsideal ist längst nicht mehr nur ein Frauenthema), geht es so. Bei vielen meiner Begegnungen ist Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ein großes Thema. Wie oft am Tag sagen wir uns, da bin ich nicht perfekt oder das finde ich nicht schön an mir? Wie oft hingegen: "Ich bin schön!"?
Täglich werden wir mit scheinbar Schönheitsverbessernden Dingen bombardiert. Auf allen Kanälen wird uns gezeigt, wie wir der perfekt aussehende Mensch wären. Doch sehen wir mal hinter die Kulissen, hinter die Fassade, hinter die scheinbar tadellose Maske. Ist der Mensch, wirklich perfekt wenn er perfekt scheint? Was ist überhaupt perfekt? Je mehr ich darüber nachdenke desto klarer sehe ich mich. Und merke, ich muss tiefer als nur hinter das Make up blicken.
So tief, dass ich direkt in mein Herz blicken kann.
Und dann sehe ich Falten im Gesicht, man nennt sie Krähenfüße, ich möchte sie ab jetzt Zeichen meines wirklich glücklichen und humorvollen Lebens nennen. Ich sehe zwei Sorgenfalten mitten auf der Stirn, ich möchte sie ab jetzt als Zeichen meiner Liebe, zu meinen Kindern, Ehemannes, Familie und mir wichtige Menschen, nennen. Weil sie mir wichtig sind, weil ich mich Sorgen möchte, weil ich mir Gedanken um sie mache. Und das möchte ich nicht wegretuschieren.
Ich sehe meine zu dicken Knie und denke mir, danke, dass ihr mich tragt. Denn ohne sie könnte ich die oft langen und steinigen Wege nicht gehen. Meine Füße allein könnten das nicht schaffen. Oh ja, meine Füße. Wie viele Schritte am Tag gehen sie für mich? Und ich bin dankbar, dass ich gehen kann. Wohin ich will! Wann ich will! Sie tragen mich. Und auf einmal finde ich sie gar nicht mehr so hässlich.
Doch da kommt sie wieder die Stimme: "Ok, so weit so gut. Aber deinen Bauch mit den Streifen und die Brüste da verlierst du kein Wort drüber, hä? Ist auch besser so, kann ich dir nur Raten. Ich meine hast du dich mal angeschaut? Nackt, ohne Kleider und ohne Shapewear?" Ja, habe ich. All zu oft! Aber mit dem falschen Blickwinkel. Heute sehe ich mich nochmal ganz genau an. Und da stehe ich. Als wunderschöne Frau. Die vier wunderbare Töchter zu Welt gebracht hat. Die Streifen und Narben, die an manchen Stellen überflüssige Haut, die Brüste die gestillt haben. Ich bin dankbar, das alles erleben zu dürfen. Das Wunder in meinem Körper erlebt zu haben. Jeden Tag auf neue dankbar zu sein für meine Kinder. Das es mir vergönnt ist Mutter zu sein. Ja, ich bin schön!
Mein Stimme wird still, sie kommt gegen meine Liebe für mich selbst nicht mehr an. Denn gegen Liebe ist alles machtlos!
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